Publié le 15 mars 2024

Entgegen der Annahme, Networking sei eine reine Soft-Skill, ist es für Künstler die wichtigste Geschäftsstrategie, um gezielt Preis- und Chancenunterschiede zwischen lokalen und globalen Märkten auszunutzen.

  • Internationale Präsenz kann den Verkaufspreis Ihrer Werke um bis zu 800 % steigern, indem sie die Informationsasymmetrie des Kunstmarktes überwindet.
  • Gezielte Strategien, von Artist Residencies bis zu Social-Media-Plänen, bauen strategisches Kapital auf, das zu un-ausgeschriebenen Ausstellungsmöglichkeiten führt.

Empfehlung: Betrachten Sie jede Netzwerkaktivität nicht als Kostenfaktor, sondern als gezielte Investition in Ihren Marktwert und Ihre globale Sichtbarkeit.

Für viele aufstrebende Künstler fühlt sich der Weg zu internationaler Anerkennung wie ein undurchdringliches Labyrinth an. Man arbeitet unermüdlich im Atelier, perfektioniert seine Technik und hofft, dass die eigene Kunst für sich selbst spricht. Die gängigen Ratschläge sind bekannt: Man soll eine Online-Präsenz aufbauen, Kunstmessen besuchen und sich « einfach vernetzen ». Doch oft führen diese Bemühungen zu nichts weiter als Frustration, unbezahlten « Exposure »-Angeboten und dem Gefühl, auf dem regionalen Markt festzustecken, während andere scheinbar mühelos globale Erfolge feiern.

Doch was, wenn die wahre Ursache für diesen Stillstand nicht die Qualität Ihrer Kunst ist, sondern das Fehlen einer strategischen Herangehensweise an den Netzwerkaufbau? Was, wenn die erfolgreichsten Künstler Networking nicht als soziale Pflichtübung, sondern als kalkulierbaren Wertschöpfungshebel betrachten? Der Schlüssel liegt darin, die verborgenen Mechanismen des globalen Kunstmarktes zu verstehen. Es geht darum, die bestehenden Informationsasymmetrien – die Wissenslücke zwischen dem, was lokale Akteure über Sie wissen, und Ihrem potenziellen Wert auf der internationalen Bühne – gezielt für sich zu nutzen.

Dieser Artikel bricht mit der Vorstellung von Networking als zufälligem Prozess. Stattdessen positionieren wir es als eine zentrale Säule Ihrer unternehmerischen Tätigkeit als Künstler. Wir werden die ökonomischen Prinzipien beleuchten, die internationale Karrieren antreiben, und Ihnen konkrete, umsetzbare Strategien an die Hand geben. Von der optimalen Nutzung von Artist Residencies über die Wahl der richtigen digitalen Kanäle bis hin zur Überwindung des verdeckten Kunstmarktes – Sie werden lernen, wie Sie Ihr Netzwerk in strategisches Kapital verwandeln, das Ihre Ausstellungschancen vervielfacht und eine nachhaltige, globale Karriere ermöglicht.

Um Ihnen eine klare Struktur für diesen strategischen Ansatz zu bieten, gliedert sich der Artikel in die folgenden Kernbereiche. Jeder Abschnitt baut auf dem vorherigen auf und führt Sie Schritt für Schritt von der grundlegenden Marktanalyse zu konkreten Handlungsplänen.

Warum erzielen Künstler mit internationalen Ausstellungen durchschnittlich 8-mal höhere Verkaufspreise als regional tätige: Die Mechanismen globaler Kunstmärkte?

Die enorme Preisdifferenz zwischen regional und international agierenden Künstlern ist kein Zufall, sondern das direkte Ergebnis einer fundamentalen Marktineffizienz: der Informationsasymmetrie. In einem lokalen Kontext wird der Wert eines Künstlers oft durch bekannte Maßstäbe und ein begrenztes Sammlerpublikum bestimmt. Internationale Galeristen, Kuratoren und Sammler haben jedoch keinen Zugang zu diesen lokalen Informationen – und umgekehrt. Ein Künstler, der nur regional sichtbar ist, existiert für den globalen Markt praktisch nicht.

Internationale Ausstellungen durchbrechen diesen Kreislauf. Sie fungieren als Signal für Qualität und Relevanz, das über geografische Grenzen hinweg verstanden wird. Diese Sichtbarkeit schafft eine neue Nachfrage von einem breiteren, oft kaufkräftigeren Publikum. Es ist ein Akt der Karriere-Arbitrage: Sie nutzen den Unterschied zwischen Ihrer Bewertung auf dem lokalen Markt und Ihrem potenziellen Wert auf dem globalen Markt. Sobald ein Werk auf einer internationalen Messe oder in einer renommierten Galerie in einer anderen Metropole gezeigt wird, wird sein Preis nicht mehr nur von lokalen Sammlern, sondern von einem globalen Standard bestimmt.

Dieser Mechanismus erhöht nicht nur den Preis für ein einzelnes Werk, sondern hebt das Preisniveau Ihres gesamten Œuvres. Jeder internationale Erfolg validiert Ihre bisherige Arbeit und steigert das Vertrauen potenzieller Käufer. Künstler wie Robert Hettich haben dies meisterhaft umgesetzt. Er hat sich nicht auf lokale Erfolge beschränkt, sondern aktiv ein internationales Netzwerk aufgebaut.

Fallstudie: Robert Hettichs internationales Kunstnetzwerk

Robert Hettich ist ein engagierter Künstler, der ein breites Netzwerk in der Kunstszene aufgebaut hat und sich für die Förderung von Kunst und Künstlern über Grenzen hinweg einsetzt. Er arbeitet mit Kultur-Beauftragten, Kuratoren, Galeristen und Kollegen aus verschiedenen Ländern zusammen, um internationale Symposien und Ausstellungen zu planen und durchzuführen. Dieses strategische Vorgehen ermöglichte es ihm, seine Arbeit einem globalen Publikum zu präsentieren und seine Karriere jenseits regionaler Grenzen zu skalieren.

Der Aufbau eines solchen Netzwerks ist kein passiver Prozess, sondern eine bewusste unternehmerische Entscheidung, die als entscheidender Wertschöpfungshebel für die eigene Karriere dient.

Wie Sie durch Artist-Residencies in 5 Schritten ein globales Netzwerk aufbauen, das zu internationalen Ausstellungen führt?

Artist Residencies sind wohl das effektivste Werkzeug, um die im ersten Abschnitt beschriebene Informationsasymmetrie zu durchbrechen. Sie sind mehr als nur eine Gelegenheit, an einem neuen Ort zu arbeiten; sie sind strategische Inkubatoren für Ihr globales Netzwerk. Anstatt nur oberflächliche Kontakte auf Messen zu knüpfen, tauchen Sie tief in eine neue Kunstszene ein und bauen authentische, nachhaltige Beziehungen auf. Bereits vor über einem Jahrzehnt wurde bestätigt, dass Artist Residencies von Künstlern als ‘unverzichtbarer Teil ihrer Karriere’ angesehen wurden, und ihre Bedeutung hat seitdem nur zugenommen.

Der Aufenthalt bietet Ihnen die Zeit und den Raum, nicht nur neue Arbeiten zu schaffen, sondern gezielt Kontakte zu lokalen Kuratoren, Galeristen und anderen Künstlern zu knüpfen. Sie werden Teil einer Gemeinschaft und erhalten Einblicke, die einem normalen Besucher verwehrt bleiben. Dieser Prozess lässt sich in fünf strategische Schritte unterteilen:

  1. Strategische Auswahl: Wählen Sie Residencies nicht nur nach Ort, sondern nach Netzwerkpotenzial. Welche Institutionen haben Verbindungen zu den Galerien oder Museen, die für Sie relevant sind? Wer sind die Alumni?
  2. Vorbereitung und Zielsetzung: Definieren Sie klare Ziele. Wen wollen Sie treffen? Welche Art von Ausstellungsmöglichkeit suchen Sie? Bereiten Sie ein digitales Portfolio und Visitenkarten vor.
  3. Aktive Teilnahme vor Ort: Nehmen Sie an allen Veranstaltungen teil, von Open Studios bis zu Vorträgen. Seien Sie präsent, stellen Sie Fragen und zeigen Sie ehrliches Interesse an der Arbeit anderer.
  4. Gezielte Kontaktaufnahme: Bitten Sie die Organisatoren der Residency um gezielte Vorstellungen. Nutzen Sie die Glaubwürdigkeit der Institution, um Türen zu öffnen, die sonst verschlossen wären.
  5. Nachhaltige Beziehungspflege: Das Ende der Residency ist der Anfang der Beziehungsarbeit. Pflegen Sie die geknüpften Kontakte durch regelmäßige, aber unaufdringliche Updates über Ihre Arbeit.
Künstler-Atelier während einer internationalen Residency mit verschiedenen Arbeitsbereichen
Rédigé par Stefan Dipl.-Ing. Bergmann, Dipl.-Ing. Stefan Bergmann ist Automatisierungsingenieur und Robotik-Spezialist mit über 16 Jahren Erfahrung in der Industrie 4.0-Implementierung. Er leitet die Abteilung für industrielle Automatisierung bei einem führenden Maschinenbauunternehmen und ist zertifizierter Experte für kollaborative Robotik und IoT-Integration.